#7 Gastbeitrag von Christiane Brandes-Visbeck & Susanne Thielecke
New Work ist ja derzeit in aller Munde. Wir beide, Christiane und Susanne, sind in unseren Workshops und Vorträgen schon lange damit beschäftigt, diesen Begriff anfassbar und konkret werden zu lassen. Wenn wir darüber erzählen, mit Freunden sprechen oder mit Kunden, werden wir oft gefragt: „New Work - Was ist denn das eigentlich?“ Oft etwas skeptisch, denn man ist es ja gewohnt, dass schon wieder eine Sau durchs Dorf getrieben wird, an der Berater sich eine goldene Nase verdienen, aber die eigene Arbeit kaum verändern.
Wir haben die Frage jedes Mal beantwortet. Aber wir sagten nicht jedes Mal das Gleiche. Offenbar ist New Work also gar keine Methode, kein neues IT-Konzept oder Organisationssystem, das man mal ausprobieren sollte. Bei unserer Arbeit wurde uns immer klarer, dass New Work eine grundlegende Veränderung von Arbeit ist, die an ganz unterschiedlichen Stellen beginnen kann. Je nachdem, wo jemand gerade steht – und wo er oder sie eben hin will. Wenn wir uns trafen, erzählten wir uns gegenseitig von unseren New-Work-Erlebnissen. Oft kamen wir dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen. Angefangen bei der Erkenntnis, dass die Digitalisierung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen neue Formen von Arbeitsgestaltung mit sich bringt, bis hin zu diesen New-Work-Pionieren, die Teil unserer Digitalen Welt geworden sind. Das sind ganz normale Menschen, denen man überall begegnen kann, die sich aber dadurch auszeichnen, dass sie die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit in den Mittelpunkt ihrer Lebenswelt stellen.
Als der Redline Verlag bei Christiane anfragte, ob sie nach „Netzwerk schlägt Hierarchie“ wieder ein Buch schreiben wollte, entstand die Idee zu diesem gemeinsamen New-Work-Projekt. Doch wie kann man so ein ausuferndes, überquellendes Thema auf den Punkt bringen? Es war Christiane, die auf die Idee mit den Heldenreisen kam: „Es sind ganz unterschiedliche Geschichten von Leuten, die in der neuen Arbeitswelt erfolgreich sind. Aber sie gleichen sich in einem Punkt:
Unsere New-Work-Heros haben ihre Ängste überwunden und sich auf den Weg gemacht, Unbekanntes auszuprobieren und ihrer inneren Stimme zu folgen.
Das sollten wir irgendwie erzählen.“. So oder so ähnlich formulierte sie ihren Gedanken, und Susanne war sofort begeistert. „Genau, und was die dabei lernen, das teilen wir mit den Lesern.“
Schon bald darauf hatte Christiane eine Storyline für die Heldenreisen erstellt. Welche Themen gehören zu New Work? Was sind Kernbestandteile einer Arbeitswelt, die durch Digitalisierung und Globalisierung geprägt und durch Sinnhaftigkeit – Purpose –, individuelle Lösungen, Ermächtigung und Mut gesteuert wird? Gibt es ein Grundverständnis von New Work? Welche Rolle spielen neue Formen von Arbeitsgestaltung wie Coworking, ein Growth Mindset, Methoden wie Design Thinking, Digital Leadership, Hypervernetzung und Geschäftsmodelle?
Auf diese Weise entstand die Idee, in jedem Kapitel eine Heldenreise vorzustellen und dazu passende Begriffe, Theorien, Tools oder einfach hilfreiche Gedankenkonzepten in sogenannten Infoboxen kurz und prägnant zu erklären. Für jedes unserer sieben Kapitel überlegten wir, wen wir zum Thema des Kapitels kennen und wer uns dazu seine oder ihre Geschichte erzählen könnte. Wir haben bei unseren Favoriten angefragt – und von jeder und jedem eine Zusage bekommen. So haben wir mit Nico Lumma über Geschäftsmodelle, Svenja Hofert über Mindset, Stephan Grabmeier über Leadership, Tobias Kremkau über Coworking, mit Andreas Ollmann und David Cummins über Methoden, mit Kerstin Hoffmann über Kommunikation und Vernetzung sowie mit Daniel Barke über die Zukunft der Arbeitswelt gesprochen.
Nachdem wir die Kapitel geschrieben und Infoboxen zugeordnet hatten, fragten wir uns erneut: Was ändert sich nun tatsächlich durch New Work?
Die Lernreisen unserer Digital Heros zeigen sehr deutlich, dass durch digitale Prozesse und künstliche Intelligenz menschliche Handlungen, Haltungen und Fähigkeiten wichtig werden, die vor der Digitalisierung scheinbar eine eher unwichtige Rolle für Erfolg spielten – die oft sogar als Störfaktoren galten. Die Digitalisierung bringt hohe Veränderungsdynamiken mit sich. Sie ermöglicht sie einen hohen Vernetzungsgrad und erfordert eine rasante Innovationsgeschwindigkeit nur mit kurzen Planungsprozessen. In dieser durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität gekennzeichneten Zeit, die zumeist als VUKA-Welt beschrieben wird, brauchten Menschen auf allen Ebenen eine individuelle Haltung, Entscheidungsfreude und die Fähigkeit, Veränderungen von vornherein in ihr Leben einzukalkulieren. Das kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten Verantwortung übernehmen und ermächtigt werden. Sie benötigen Freiräume und Vertrauen in ihre Fähigkeiten.
Differenzierte Führung und verantwortungsbewusste Selbstführung treten in den Vordergrund, dazu die Möglichkeit, Dinge auf dem freien Feld auszuprobieren, also zu testen und aus Fehlern zu lernen, anstatt im bürokratischen Dickicht zu ersticken. New Work verlangt ein risikobereites, bewegliches Mindset statt starrer Haltungen, Regelungen und Prinzipien. Durch alle diese Faktoren, deren konkrete Umsetzung übrigens oft schwierig und manchmal mehr als mühsam ist, vor allem immer anders als erwartet und hoch individuell, entsteht wert- und sinnorientiertes Arbeiten. Und das genau entspricht dem ursprünglichen New-Work-Gedanken des Arbeitsphilosophen Frithjof Bergmann, der schon in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts postulierte, dass wir uns mit unserer Arbeit auf das konzentrieren sollen, was wir „wirklich, wirklich wollen“.
Ein Leben lang zu lernen und daraus Wertschöpfung zu generieren, das ist New Work.
Bild: Rieka Anscheit
Autorinnenprofil
Die Kommunikationswissenschaftlerin Christiane Brandes-Visbeck leitet die von ihr gegründete Beratungsagentur Ahoi Consulting | Kommunikation und Leadership im digitalen Zeitalter.
Darüber hinaus hält sie Vorlesungen und Vorträge, bietet Workshops und Coachings an. Zuvor hat sie als TV-Produzentin und Online-Chefredakteurin bei der Bertelsmann AG die Digitalisierung in den Medien aktiv vorangetrieben und als Bereichsleiterin Personal und Kommunikation Innovationen bei einer norddeutschen Genossenschaftsbank eingeführt.
Brandes-Visbeck war bis Ende 2017 im Beirat der Social Media Week Hamburg und als Quartierleiterin des bundesweiten Digitalnetzwerks Digital Media Women e.V. in Hamburg aktiv, heute ist sie im Beitrat des Female Business Clubs Nushu.
Im September 2017 veröffentlichte Brandes-Visbeck ihr erstes Fachbuch „Netzwerk schlägt Hierarchie". Neue Führung mit Digital Leadership“, mit Co-Autorin Ines Gensinger, im Oktober 2018 „Fit für New Work“ mit Co-Autorin Susanne Thielecke. Beide Bücher erscheinen im Redline Verlag.
Autorinnenprofil
Susanne Thielecke hat über 20 Jahre Erfahrung in der Personalarbeit. Vor ihrem Studium arbeitete sie in Werbeagenturen, unter anderem Scholz & Friends GmbH. 3 Jahre arbeitete sie bei der TOPOS Personalberatung GmbH, über 14 Jahre im Bereich Human Resources bei der Warner Bros. Entertainment GmbH.
Seit Gründung von LaRenzow Personal hat sie für Firmen aller Größen und in vielen Branchen gearbeitet. Vom Startup bis zum Großkonzern - gerade die Vielfalt zeichnet ihre Erfahrung aus.
Die Unterstützung von Menschen und Unternehmen, die Begleitung von Veränderungen und das Wachsen an Herausforderungen sind ihre Leidenschaft. Augenhöhe mit ihren Kunden und höchster Respekt vor ihren Persönlichkeiten und ihrem bisherigen Weg sind für sie selbstverständlich. Mit viel Fingerspitzengefühl und Empathie, dabei gleichzeitig zielorientiert und strukturiert steht sie für alle Personalprozesse als Beraterin, Workshopleiterin oder Coach an Ihrer Seite.
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Christiane Brandes-Visbeck (Donnerstag, 22 November 2018 14:58)
Danke, dass ihr uns dazu eingeladen habt, einen Gastbeitrag über unser neues Buch für euer großartiges Networking-Projekt zu schreiben. Ich freue mich auf viele weitere Beiträge hier, besonders auf weitere #NewWork-Journeys.
Sabine Rupp (Donnerstag, 22 November 2018 23:14)
Spontan fallen mir drei New-Work-Held*innen ein: Inga Höltmann, Nadine Nobile & Sven Franke.
Kim Kersting (Freitag, 23 November 2018 13:49)
Toller Gästebeitrag! Agile Gedanken hat für mich ebenfalls Britta Redmann in Ihren Artikeln bewiesen - eine weitere New-Work-Heldin, auf die ich durch den Netzwerkblog aufmerksam gemacht worden bin.