#24 Gastbeitrag von Christoph Thomas
IT-Berater (auch IT-Consultant, EDV-Berater oder mit Zusatz IT-Senior-Berater und IT-Junior-Berater) beraten Unternehmen oder Projektgruppen bei der Einführung, Wartung und Weiterentwicklung von IT-Systemen. (Quelle Wikipedia)
Wenn ich mir die IT-Beratung der Zukunft vorstelle ist mir das viel zu kurz gegriffen. Nach dem Gesetz von Conway limitieren und bestimmen unsere Kommunikationsstrukturen die Entstehung und Entwicklung von Systemstrukturen. Dies wirkt sich sowohl auf die Beratungsfirma als auch den Kunden und die Zusammenarbeit im Projekt aus.
Kunden und Kommunikation
Wenn z. B. in der Beratungsfirma zwei Teams nicht miteinander sprechen werden ggf. Potentiale in der Umsetzungen nicht genutzt oder fragliche Absicherungen (und damit zusätzliche Aufwände/Waste) in Implementierungsprozessen eingefordert.
Wenn beim Kunden die Kommunikation stark hierarchisch geprägt ist, ist die Wahrscheinlichkeit erstmal hoch dass diese, zumindest im Hinblick auf Innovationsgeschwindigkeiten/ Antifragilität zu hinterfragende Kultur, in die Software-Implementierung/ das Projekt übernommen wird.
Findet eine reine Beratung zum IT-System statt werden diese Punkte oft außer Acht gelassen. Dies hat häufig eine auf dem Papier erfolgreiche Einführung zur Folge, die das Unternehmen im schlimmsten Fall für Jahre in einer dysfunktionalen Kommunikationsstruktur festhält.
“How to” - Anforderungen gegen die Tool-Schlacht
Daher möchte ich im Folgenden 5 Anforderungen an (m)eine IT-Beratung der Zukunft stellen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit und in Vorfreude auf eine rege Diskussion.
1. Die IT-Beratung der Zukunft sollte sich nicht damit zufrieden zu geben eine Tool-Schlacht (Entscheidung für den Dienstleister und/oder das Tool) zu gewinnen und etwas auszurollen mit dem Erfolgskriterium, dass Projektplan und/oder Budget eingehalten wurden. Sie sollte stattdessen IT im Dienste des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Weiterentwicklung der Organisation im Sinne von New Work zu denken und dabei bewusst herausfordernd für den Kunden sein ohne diesen vor den Kopf zu stoßen oder im Regen stehen zu lassen mit großen Visionen ohne Umsetzungsideen, auch auf kommunikativer und interner Change-Ebene.
2. Sie sollte außerdem mit Kunden, Mitarbeitern und Mitdienstleistern auf Augenhöhe konstruktiv zusammenarbeiten mit Blick auf den ganzheitlichen Projekterfolg einer nachhaltigen Veränderung - eben nicht nur einer Implementierung im technischen Sinne.
3. Längerfristig sollte sie auf einen Systemwandel für mehr Nachhaltigkeit und Achtsamkeit mit uns und unserer Zukunft hinwirken - m. E. leisten wir dazu bereits einen ersten Beitrag, wenn wir dazu beitragen, dass Mitarbeiter Menschlichkeit, Eigenverantwortung, Respekt, Vertrauen, Transparenz etc. (wieder) am Arbeitsplatz (in unserer Umsetzung und der damit verbundenen Kommunikation er-) leben können und damit in ihrer persönlichen Weiterentwicklung unterstützt werden. Sie kommen so sicher von selbst an den Punkt, dass das Produkt, an dem sie gerade arbeiten, eventuell eine negative Auswirkung auf die Umwelt hat und sie Konsequenten betrachten sollten.
4. IT ist inzwischen immer und überall, womit auch immer mehr Fragestellungen zu Themen für die IT (Beratungs-) Branche werden. Wichtig dabei ist, dass die IT Abteilung sich dabei nicht als notwendiges Übel (“ohne uns geht’s ja eh nicht, seid dankbar dass es uns gibt”) mit alten Denkmustern träge voran bewegt sondern gestaltend vorangeht und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit Kunden und (End-) Nutzern gestaltet und einfordert - und natürlich entsprechende Qualität und regelmäßige Verbesserung abliefert, sonst ist der Rest nur nette Verpackung. Dabei kann IT-Beratung als strategischer Partner unterstützen, wenn sie in die Visions- und Planungsprozesse frühzeitig miteinbezogen wird.
5. Meines Erachtens gibt es außerdem große Potentiale in Richtung Remote- und globaler Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Gemeinsame Visionen entwickeln! Häufig bringt der Beruf des “IT-Beraters” noch mit sich, dass man wochenweise beim Kunden vor Ort sein muss - um dann dort überwiegend Tätigkeiten zu erledigen, die auch bequem im Home Office (und oftmals schneller, da weniger Ablenkung vorhanden o.ä.) erledigt werden könnten. Hier bedarf es sowohl beim IT-Berater als auch beim Kunden an Mut und Disziplin, damit Kommunikation und strategisch-partnerschaftliche Zusammenarbeit auch gelingt, ohne dass man täglich sich gegenseitig physisch auf die Füße treten muss. Den gemeinsamen “Kaffee” kann man ja auch per Videokonferenz trinken ;)
Auf globaler Ebene gestaltet sich häufig die Zusammenarbeit mit internen Dienstleistern schwierig, vor allem wenn diese in anderen Ländern sitzen und vom Unternehmen/Kunden ggf. auch eher als Umsetzer/ohne Einbezug in strategische Entscheidungen verstanden werden. Hier wünsche ich mir mehr konstruktive Augenhöhe und klare Kommunikation, wenn etwas nicht läuft.
Und jetzt Eure Meinung
Zum Abschluss möchte ich noch zwei Fragen formulieren als Anstoß zur weiteren Diskussion zum Thema IT-Beratung der Zukunft:
- Wo geht Dir das oben geschriebene zu weit/nicht weit genug und warum?
- Was leitest Du daraus für die IT-Beratung der Zukunft ab?
Lasst mir gerne Eure Kommentare hier!
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