#11 Gastbeitrag von Christoph Thomas
Im Spätsommer war ich auf der Zukunft Personal in Köln. „succeed in permanent beta“ las ich da. „Ja ne is klar, catchy Personaler-Gedöns“ war mein erster Gedanke. Beim Darüber-Nachdenken fiel mir auf: permanent beta ist durchaus ein Attribut meiner Arbeitsvision. Diese möchte ich hier skizzieren und freue mich auf eure Gedanken dazu.
Sinn
Ohne kann und mag ich nicht arbeiten. Manchmal ist der Sinn nur „weil mein Kunde es sich wünscht und dafür bezahlt“, viel häufiger ist Sinn jedoch:
- ich habe verstanden, wie meine Arbeit zur Wertschöpfung beiträgt;
- ich glaube daran, dass meine Arbeit wirksam und nützlich ist;
- ich arbeite in einem Kontext, in dem meine Arbeit ihren Nutzen entfalten kann (es gibt Bedarf, ich kann und darf, der Wunsch zur Veränderung ist da, …);
- der Energieaustausch stimmt für mich – was ich gebe bekomme ich zurück (Geld ist hierbei ebenfalls als Energie zu sehen);
- ich kann am Ende des Tages sagen „Das hat heute Sinn gemacht!“
Freiheit
Ein großes Wort für einen angestellten IT-Berater? Vielleicht.
Ich definiere Freiheit für mich so:
- ich kann (in Abstimmung mit meinen Kunden und meinem Team) arbeiten wann und wo ich möchte;
- ich kann mich (unter Berücksichtigung meiner Projekte) engagieren und Interessen verfolgen, die auf den ersten Blick nicht direkt in Zusammenhang mit meinem Jobtitel stehen;
- ich kann mich weiterentwickeln und damit offen umgehen, ohne Angst nicht mehr zu passen.
Organische Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Warst Du schon mal Mitglied eines Teams, das sich selbst zusammengefunden hat? Ich bin gerade Mitglied im #mutland-Team, einem Projekt um positive Initiativen sichtbar und Mut zu machen, statt mit Angstmacherei unsere Gesellschaft weiter zu spalten. Wir haben uns über Twitter zusammengefunden, teilweise ohne uns vorher persönlich zu kennen. Inzwischen haben wir einen Slack-Workspace, ein Trello-Board, einen Google Drive-Share und neuerdings auch einen Youtube-Bericht und eine Webseite. Das alles ohne Chef und Gehalt, einfach nur weil wir wollen und gemeinsam machen.
Was ich damit sagen will: den größten Nutzen kann ich erzielen, wenn ich auf Augenhöhe mit anderen zusammenarbeiten kann und diese Zusammenarbeit sich organisch weiterentwickeln kann (wo es Sinn und Spaß macht wird sie ausgebaut, wo es wenig Sinn und/oder Spaß macht wird sie zurückgefahren).
Nachhaltigkeit
Moment, Christoph, Du sprichst von Freiheit, stetigem Wandel und jetzt nimmst Du auch noch Nachhaltigkeit in Anspruch? Ja. Ich glaube daran, dass wenn…
- etwas wirklich Sinn macht (unter Berücksichtigung der möglichen Auswirkungen auf die (nahe) Zukunft);
- ich verlässlich arbeite und kommuniziere;
- ich den gemeinsamen Fortschritt im Blick behalte;
- …Nachhaltigkeit kein Widerspruch zu Freiheit und stetigem Wandel ist, sondern sich aus alldem ergibt.
Stell Dir mal vor, Du arbeitest mit jemandem zusammen, der all das oben genannte in seine tägliche Arbeit einbringt – würde das Dein Projekt voranbringen – nachhaltig?
Geschwindigkeit / Drive.
Was?! Sprachst Du nicht gerade von Nachhaltigkeit? Genau deshalb spreche ich jetzt von Geschwindigkeit / Drive. Ich arbeite am liebsten mit Dir zusammen, wenn dabei auch etwas passiert. Ich möchte keine drei Jahre mit allen möglichen Gremien diskutieren und am Ende feststellen, dass die Zeit noch nicht reif ist für eine Veränderung.
Was ich brauche damit es Spaß macht ist das Gefühl „da geht was“ – ich bringe Tempo mit und möchte das auch nutzen können. Innehalten und Sortieren ist gut und richtig – wenn es danach wieder mit Vollgas gemeinsam voran geht. Nur Sortieren oder nur Vollgas ohne definierte Strecke – danke nein.
Austausch, Sichtbarkeit und voneinander lernen.
Ich arbeite gerne fokussiert und kann Aufgaben schnell erledigen. Wichtig dabei ist: wenn ich nicht weiterkomme oder einen berichtenswerten Fortschritt/interessante Ergebnisse erzielt habe, benötige ich den Austausch mit anderen, um wieder voranzukommen oder ggf. noch eine andere Perspektive auf meine Arbeit zu bekommen.
Wenn unsere Arbeit sichtbar ist (z. B. über ein gemeinsames Board, Slack-Channel o.ä.) sowie Ergebnisse geteilt werden (und wir uns dazu gegenseitig ermutigen und dies wertschätzen), können wir voneinander lernen und uns gemeinsam weiterentwickeln.
Mut und Offenheit
Für vieles von dem bisher Geschriebenen benötigt es Mut und Offenheit, um es täglich zu leben. Um einem unbekannten Menschen offen und unvoreingenommen zu begegnen benötigt es Mut. Um nach einem Briefing alles Vorwissen auszublenden und sich 100% auf den Gesprächspartner und seine aktuelle Situation/Herausforderung einzulassen benötigt es Offenheit.
Ich glaube daran, dass ich damit mehr Sinn und Nutzen in der Beratung bringen kann. Am meisten lerne ich in der Reflexion der Situationen, in denen mir Mut oder Offenheit gefehlt haben – mit Mut und Offenheit kann ich diese dann aufarbeiten. Bei Bedarf sammle ich dafür auch Input und Unterstützung in meinem Umfeld oder gehe eine Runde spazieren.
Permanent beta
„Nichts ist so stetig wie der Wandel“ sagte mein Kollege neulich. Wenn ich das akzeptiere, für den Wandel offen bin und ihn aktiv mitgestalte, erhöht sich meine Lebensqualität deutlich. Wenn ich verzweifelt an allem festhalte, mich dem Wandel verweigere und ihm damit ausgeliefert bin, ohne ihn mitgestalten zu können geht es mir schlecht.
Ich fühle mich von der stetigen Veränderung überfordert und abgehängt, es wird mir alles zu viel und früher war alles besser, sowieso. Nein! Heute ist gut und morgen wird noch besser, wenn ich es aktiv und unter Berücksichtigung von allem oben Geschriebenem mitgestalte.
Ich freue mich auf Deine Einladung zum Beta-Testing für heute oder morgen!
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 19.08.2018 auf http://futureproofworld.com
Danke Christoph für´s Teilen!
Autorenprofil
Christoph Thomas ist u.a. Atlassian Consultant (überwiegend für JIRA und Confluence).
Glaubt an eine Welt, in der eine bessere Zukunft mehr wert ist als heute Millionen zu verdienen. Mutbürger Mutmacher Mitorganisator von #mutland
Christoph bei Twitter: @Chr15t0phT
Blogs: dreic.events
Gastautor bei FutureProofWorld.com (von Gregor Ilg) & Unternehmensdemokraten.de (von Dr. Andreas Zeuch)
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