#1 Gastbeitrag von Ellen Wagner
Mit den Aufgaben meines Jobs in einem großen Konzern war ich grundsätzlich zufrieden: Dort gab es klare Strukturen, ein sicheres Einkommen und eine tiefe Verbundenheit nach meiner über 10-jähriger Betriebszugehörigkeit. Der hohe Druck durch strikte Deadlines war zwar schon immer hart, aber das raubte mir in den letzten Monaten weniger meine Nerven. Allerdings gab es im Unternehmen andere Faktoren und Werte, die mir die Lust am Arbeiten regelrecht verdorben haben. Die traurige Folge: Große Unzufriedenheit, lähmende Demotivation und, noch schlimmer, ausgeprägte Wut über die für mich sehr unkomfortable Situation. Ich befand mich ohne mein Zutun außerhalb meiner Komfortzone und fühlte mich ohnmächtig - beinahe wie ein Opfer. Einen Ausweg sah ich nicht.
Vielleicht hilft es mir ja, dachte ich, wenn ich neue Menschen kennen lerne und frische Ideen bekomme. Schon bei meinem ersten Netzwerktreffen der Global Digital Women (GDW) in Bonn traf ich Katharina, die mich wenig später zu einen Netzwerkabend in Düsseldorf einlud. Das Resultat: Interessanter Austausch rund um die Themen HR und Coaching. Ich traute mich sogar zu erwähnen, dass ich darüber nachdenken würde einen neuen Job zu suchen.
Bei dem darauf folgenden Netzwerktreffen der GDW in Köln traf ich gleich zu Beginn Julia von Doppel[t]spitze. Und da mir zu diesem Zeitpunkt schon klar war, dass ich zum Ändern meines beruflichen Weges Hilfe benötigen würde, sagte ich, dass ich auf der Suche nach einer Mentorin sei. Nach der Veranstaltung bekam ich eine Nachricht von Julia, die mich sehr freute, aber auch überraschte: Ich würde auf sie gar nicht den Eindruck machen, eine Mentorin zu benötigen, so ihr Feedback. Sie lud mich zu einem Treffen mit ihr und Ihrem Geschäftspartner Sven ein. Dieses Gespräch war ein echtes Schlüsselerlebnis für mich. Ich erhielt wichtige Denkanstöße bezüglich möglicher beruflicher Perspektiven und mir wurde klar, was mir bislang fehlte, um etwas zu verändern. Ein klares Ziel musste her!
Das gab mir den entscheidenden Schub und ich stieß in den folgenden Wochen viele Dinge an. Nach einer ausführlichen Selbstbild-Fremdbild-Analyse, der Aktualisierung meiner Bewerbungsunterlagen sowie zahlreichen Recherchen von Stellenangeboten auf den gängigen Portalen war es konkret: mein Profil und mein Ziel. Ich wusste nun ganz genau, was ich kann und was ich will.
Von diesem Zeitpunkt an passierte etwas Verblüffendes. Meine Handlungen waren nun irgendwie logisch - fast selbstverständlich. Selbstbewusst und voller Zuversicht redete ich in den passenden Momenten in meinen Netzwerken über meinem Wunsch nach Veränderung. Und was passierte? Es wurde tatsächlich eine Stelle für mich geschaffen. Nicht irgendeine, sondern genau jene, die ich mir zuvor genau in dem Aufgaben-, Zeit- und Gehaltsumfang ausgemalt habe. Mein neuer Arbeitgeber kannte mich bereits, denn dort arbeitete ich bereits seit neun Jahren freiberuflich als Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Noch immer bin ich verblüfft, dass ich es aus eigener Kraft geschafft habe, meinen Weg zu finden und zu gehen. Der richtige Weg für mich, der für mich so bitter nötig gewesen ist. Auf diesem Weg hatte ich neben der Unterstützung einer Coach vor allem auch meine alten und neuen Netzwerke. Für mich ist es immer wieder fantastisch, mich mit Menschen zu unterhalten, die ich noch nie zuvor getroffen habe, die in anderen Branchen arbeiten oder einfach "nur" auf den ersten Blick interessant wirken. Mein Mut, diesen ersten Schritt auf "Fremde" zu zugehen wird fast immer mit neuen Blickwinkeln, spannenden Geschichten und klasse Impulsen belohnt. Deswegen hege und pflege ich mein Netzwerk, teile Wissen und bleibe aktiv. Ein Netzwerk ist ein bisschen wie ein Coach für mich. Es gibt mir einen Stups, damit ich in eine andere Richtung blicke oder die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive betrachte.
Ein weiterer logischer Schritt ist meine Ausbildung zur Systemischen Coach beim INeKO Institut an der Universität zu Köln. Dort lerne ich jetzt, wie es schon innerhalb kurzer Zeit möglich ist, sich mithilfe der eigenen Ressourcen zu verändern. Nicht die/der Coach ist dabei die Person, die die Lösung für Problemstellungen findet, sondern die/der Coachee - als eigene/r Experte*in für sich selbst sozusagen.
Mittlerweile weiß ich, dass es viele Menschen gibt, die einmal etwas Hilfe benötigen und Fragen beantwortet haben möchten. Ich weiß auch, dass jeder Jeck anders ist und nicht jede*r Hilfe von außen benötigt. Mein Netzwerk hat mir geholfen und mich auf meinem Weg unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Und für alle, die auch gerne etwas mehr Hilfe neben ihren Netzwerken in Anspruch nehmen möchten: Meldet Euch. Ich helfe gerne Eure Anliegen oder Probleme auf den Punkt zu bringen und diese Schritt für Schritt zu lösen.
Autorinnenprofil
Ellen Wagner ist Diplom-Betriebswirtin mit Schwerpunkt Tourismus und Wirtschaftsinformatik. Als Hochschuldozentin und Vertriebsprofi liegt ihr gute und professionelle Dienstleistung besonders am Herzen. Ellen ist Kosmopolitin, leidenschaftliche Netzwerkerin und angehende systemische Coach.
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