Sie steht ganz am Ende Ihres Studiums – und so weit entfernt sie am Anfang scheint, desto größer wird die Aufgabe plötzlich und desto knapper die Zeit. Aus unserer Betreuungserfahrung geben wir Ihnen gerne Tipps mit auf den Weg. Dabei gilt: Jeder Betreuer hat seinen eigenen Stil, nehmen Sie die Punkte also als Checkliste, um den Stil individuell auf Ihre und die Bedarfe des Betreuers anzupassen! Und sprechen Sie uns natürlich gerne an, wenn Sie Fragen haben.
1. Finden Sie Ihr Thema!
Was sich so einfach anhört ist das A und O einer guten und flüssigen Arbeit. Finden Sie aus Ihrer praktischen Arbeit, aus einer Lehrveranstaltung, die sie begeistert hat, oder aus einer aktuellen Diskussion das Thema, das zu Ihnen passt. Was wollten Sie schon immer untersuchen, was macht Ihnen aus heutiger Sicht auch noch in einem halben Jahr Spaß und was bringt Sie in Ihrem Job voran?
2. Denken Sie einen Schritt weiter!
Ein Masterstudium haben Sie begonnen, um Ihrer Karriere den nächsten Kick zu geben – dazu trägt Ihre Masterthesis entscheidend bei. Planen Sie also mit deren Erstellung über den eigenen Horizont hinaus! Wählen Sie ein Thema, das Sie selbst fordert und an dem Sie persönlich und beruflich wachsen können.
3. Formulieren Sie Ausgangsfrage, Untersuchungsmethode und Ziel
Sie müssen für sich einen Plan haben und ein Bild „vom großen Ganzen“. Trauen Sie sich dafür, eine Skizze („Abstract“) ihrer Arbeit frei runterzuschreiben. Wenn Sie Spaß an der Sache haben werden Sie merken, wie schnell 2 Seiten geschrieben sind und wie sich in Ihrem Kopf Bausteine zusammenfügen und sich ein Fahrplan entwickelt.
4. Wählen Sie den passenden Betreuer!
Ihr Betreuer wird Ihr Coach und Begleiter für eine längere Zeit sein – wählen Sie also nach Möglichkeit jemanden aus, der Ihnen Vorbild sein kann, mit dem Sie auf Augenhöhe diskutieren können, der Ihnen fachlich weiterhilft aber auch „Contra“ geben kann. Bereiten Sie für die Beurteilung potenzieller Betreuer 2-3 Fragen vor, die Ihnen wichtig sind. Dazu gehört z.B. ob Sie lieber eng oder punktuell betreut werden möchten, Sie mehr Unterstützung in Praxis oder Theorie benötigen und in welche (Forschungs-)Netzwerke Sie Einblick erhalten wollen.
5. Erstellen Sie eine Grobgliederung
Aus Ihrer Skizze und mit dem Wissen über Ihren Betreuer erstellen Sie die Grobgliederung. Die Einteilung der Arbeit in Teilziele verschafft Ihnen einen Überblick und lässt Sie zeitlich planen. Und verschafft Ihnen Immer wieder Erfolgserlebnisse auf dem Weg zum Abgabetermin.
6. Lesen Lesen Lesen
Hört sich bis jetzt noch nicht so ganz wissenschaftlich an? War es auch noch nicht! Denn da geht es jetzt ran. Suchen Sie relevante, aktuelle und anspruchsvolle Literatur. Wenn Ihnen letzteres schwer fällt, starten Sie bei Grundlagenartikeln und steigern Sie sich von dort aus in Spezialtitel und Quellen aus internationalen Journals. Nehmen Sie sich Zeit für die Recherche und das Literaturstudium. Notieren bzw. markieren Sie sich relevante Passagen als Basis Ihrer Zitationen. Teilen Sie auch die Literaturrecherche gemäß dem Gesamtziel (Basisliteratur) und den Schritten der Grobgliederung (Fachliteratur nach Kapitelinhalten) ein.
7. Empirisch arbeiten?
Planen Sie eine Umfrage, Experteninterviews oder Versuche? Dann bestimmt dies Ihren Zeitplan! Starten Sie hiermit unbedingt bereits ganz zu Beginn Ihrer Bearbeitungszeit. Das am wenigsten planbare Element sind Umfragen und praktische Versuche – mit der Beteiligung und dem Ergebnis steht und fällt der weitere Verlauf Ihrer Masterthesis. Machen Sie sich einen genaue Zeitplan für Umfragen, steuern Sie Ergebnisse falls möglich durch Inhalt und Art der Befragung, machen Sie sich Gedanken über die nötige Rücklaufquote und haben Sie einen Plan B, falls das Ergebnis nicht tragfähig ist oder Ihr Untersuchungsobjekt während er Bearbeitungszeit entfällt (z.B. wird ein innovatives Projekt im Unternehmen gestoppt).
8. Und jetzt geht es ans Schreiben
Wenn Sie den Überblick über die relevante Literatur haben starten Sie. Die Grobgliederung wird dabei Kapitel für Kapitel verfeinert. Dem Grundsatz vom Allgemeinen zum Speziellen, von der Theorie zur Praxis und von Modellen zum Anwendungsfall bleiben Sie wie in Ihrer Bachelorarbeit treu. Sie gehen aber wissenschaftlich fundierter an Ihre Fragestellung heran.
Das scheint Ihnen nicht greifbar? Es passiert unterbewusst, denn Ihr Sortiment an Methoden und die möglichen Modelle, aus denen Sie schöpfen, haben sich enorm erweitert und sind in Ihr persönliches Repertoire übergegangen. Versuchen Sie also nicht krampfhaft, sich Schritt für Schritt an der Literatur entlang zu hangeln, sondern schreiben Sie frei. Das, was Sie gelesen haben, fließt quasi automatisch in Ihren Text ein. So gelingt Ihnen ein authentischer Schreibstil und vor allem: So laufen Sie gar nicht erst Gefahr, Texte zu plagiieren. Die Zitationen fügen Sie an den relevanten Stellen auf Basis Ihrer Literaturarbeit ein.
9. Finetuning
Planen Sie ausreichend Zeit für den Feinschliff ein. Wählen Sie diejenigen, die Sie über Ihre Arbeit lesen lassen möchten, mit Bedacht – mit wie viel Kritik können Sie im Endspurt umgehen, wer ist fit in Grammatik, Rechtschreibung und wissenschaftlicher Arbeit, wer kann Ihr Thema beurteilen und wer will nicht noch schnell seine eigen Sichtweise unterbringen?
Legen Sie Wert auf ein perfektes Layout. Wie bei allem im Leben: der erste Eindruck zählt - optisch und formal. Und ganz ehrlich: es gibt keine inhaltlich gute Arbeit mit mäßiger Literaturarbeit und keine gute eigenständige Handlungsempfehlung ohne akribische Grundlagenarbeit.
Achten Sie auf Zusammenhänge – was Sie vorher in Arbeitsabschnitte geteilt haben, muss zum Schluss aus einem Guss sein – schaffen Sie inhaltliche Querverweise und Bezüge, indem Sie selbst noch einmal anhand Ihres Fahrplans das Gesamtwerk betrachten. Setzen Sie Akzente, kürzen Sie Bandwurmsätze und zwingen Sie sich zu eigenen, innovativen, mutigen Handlungsempfehlungen. Nach mindestens 6 Monaten Arbeit darf nicht „vielleicht könnte man…“ das Ergebnis sein!
10. Andere kochen auch nur mit Wasser
Beim Schreiben
müssen Sie Ihre Gedanken in eine neue Form bringen. Oft macht dieser Transformationsprozess von mehr oder weniger theoretisch fundierten Ideen in die Sprache der Wissenschaft Schwierigkeiten. An
das Schreiben der eigenen Masterarbeit wird dann ein überhöhter Anspruch gestellt, der paradoxer Weise das Schreiben eher behindert als fördert.
Bleiben Sie „Sie selbst“. Es ist Ihre
Arbeit, Ihre Idee – präsentieren Sie sie auch solche!
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