Gerne liest man in vielen Wirtschaftszeitungen, dass Home Office ein sehr attraktives Format sowohl für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist. Doch bis zu welcher Karrierestufe sollte dies angeboten werden oder gibt es keine Grenze? Viele Arbeitnehmer achten immer mehr auf die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Kann Home Office zu diesem Gleichgewicht beitragen?
Dagegen spricht natürlich der Effekt, dass man Arbeit mit nach Hause nimmt und somit die Grenze zwischen Job und Freizeit verloren geht. Wie oft passiert es Führungskräften im Büro, dass plötzlich ein wichtiges Meeting einberufen wird, ein Anruf eine sofortige Handlung benötigt oder die Teammitglieder den persönlichen Austausch suchen? Nicht zu vernachlässigen ist das Vorurteil, das sich hartnäckig hält, im Home Office würde nicht die volle Arbeitszeit eingehalten werden.
Genau diesem letzten Punkt kann aus meiner Sicht widersprochen werden. Weil im Büro inzwischen oft das Prinzip der offenen Tür und der ständigen Ansprechbarkeit gelebt wird, gilt es, Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, in denen Aufgaben konzentriert und ohne Störeinflüsse „abgearbeitet“ werden. Vor allem können aber nur solche Auszeiten vom Meeting- und Gesprächsmarathon Raum für strategische Neuausrichtung geben. Ideen können kreativ im Team entstehen.
Prozessentwicklung, neue Rahmenbedingungen und damit verbundene Budget- und Personalplanungen passen aber meist nicht zwischen Frühstücks- und Mittagspause.
Je größer das Team und je stärker die Einbindung in unterschiedlichste Projekte, desto wichtiger ist Zeit für Reflektion, die dafür sorgt, dass man die Projekte und Zeitlinien im Griff hält. Das bestärkt das Team gleichzeitig darin, die operativen Prozesse selbst im Griff zu haben und steuert auch deren Organisationsfähigkeit, Rückfragen zu bündeln und Prioritäten zu setzen.
Als Teil einer Doppelspitze im Führungsteam kann der gemeinsame Home Office Tag sogar noch ein Stück weiter gehen: Er bietet Zeit für Austausch, Basis der gemeinsamen Strategie, eine störfreie Umgebung und nicht zuletzt den Ausgleich für das, was sich mit zunehmender Führungsverantwortung und Termindichte nicht vermeiden lässt: Termine über die „normale“ Arbeitszeit hinweg und damit die Chance auf ein gemeinsames Familienmittagessen zwischen sehr effizienter Arbeitszeit.
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